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Stahlhändler trifft Digitalisierung: Klöckner ein Unternehmen im Wandel

Als Gisbert Rühl 2009 seinen Job als CEO beim traditionsreichen Stahlhändler  Klöckner und Co. in Duisburg antrat, haben ihn sicherlich nicht viele um diese Aufgabe beneidet. Die weltweite Stahlnachfrage brach in Folge der gesamtwirtschaftlichen Auswirkungen der Finanzkrise in einem niemals zuvor gekannten Maß ein – die Branche erholt sich bis heute auf Grund der vorhandenen Überkapazitäten nur langsam. Gleichzeitig bedrohte die zunehmende Digitalisierung im Geschäftskundensegment das gesamte Geschäftsmodell Klöckners, dass auf dem Kauf großer Mengen von Stahlprodukten bei den Produzenten und dem Weiterverkauf an den Endverbraucher wie Bauunternehmen beruhte.

Nach den ersten Aufräumarbeiten und im Bewusstsein, ein „Weiterso“ wird nicht funktionieren, hat sich Gisbert Rühl in die Keimzelle des digitalen Wandels, das Silicon Valley, begeben und ähnlich wie andere deutsche Wirtschaftsbosse vor Ort den neuen disruptiven Gründergeist eingeatmet.

Was er von dort an Erkenntnissen mitbrachte, wie er seine eigene Startup-Einheit schuf, warum diese in Berlin sitzt, wie aktuell die Einkaufsprozesse der Kunden digitalisiert wurden und warum die Digitaltochter Klöckner.i zukünftig eine komplette digitale Industrieplattform betreiben wird, berichtete Klöckner-Pressesprecher Christian Pokropp – in krankheitsbedingter Vertretung seines Chefs – in einem mitreißenden Vortrag im Rahmen einer Veranstaltung des BVMW und der WFMG im TIG.

Für alle Anwesenden gab es folgende Haupterkenntnisse:

  1. Open Innovation ist eine Grundvoraussetzung zur Bewältigung der anstehenden Herausforderungen. Nur eine Öffnung des Unternehmens für neue Ideen und Prozesse sichert die zukünftige Wettbewerbsfähigkeit. Sei es wie im Fall von Klöckner und Co. durch den Aufbau einer eigenen Digitaleinheit oder die Beteiligung an innovativen Startups.
  2. Das Beispiel Klöckner hat gezeigt, dass nachhaltiger und womöglich disruptiver Wandel nur schwer in den vorhandenen Strukturen gelingt. Es muss sicher nicht das DigitalOffice in Berlin sein, aber große Veränderungen brauchen auch große Freiheit und Gestaltungsspielraum. Dabei darf aber zugleich die Einbindung der „Old Economy“ nicht vergessen werden (bei Klöckner u.a. durch Pflichtstation im Traineeprogramm und interne Social Media Plattform.)
  3. Das „Digitale Personal“ ist schon heute DER Engpassfaktor. Selbst wenn der Veränderungswille bereits vorhanden ist, kann der Mangel an geeignetem Personal die eigene Digitalstrategie durchkreuzen. Eine frühzeitige Sicherung und Entwicklung von Talenten ist daher unabdingbar im Wettbewerb um Fachkräfte. Klöckner ist daher einer der Hauptsponsor der ReDi-School, die IT-Kräfte ausbildet. In Mönchengladbach arbeitet bspw. das zdi-Zentrum MG und auch nextMG am weiteren Ausbau des Aus- und Weiterbildungsangebots.