Die Entbündelung von Arbeit und Leben
Wir werden natürlich erst in vielen Jahren auf die Corona-Pandemie bzw. vielleicht nur auf die erste große Pandemie des 21. Jahrhunderts zurückblicken. Vielleicht werden wir uns im Rückblick dann als hoffnungslos naiv und überfordert sehen.
Was wir heute schon sehen – abgesehen von den medizinischen Problemen, Hoffnungsschimmern, Lockdowns und Toilettenpapier-Hamstern – ist, dass sich vollkommen logisch und doch ungeheuerlich schnell still und heimlich unser Arbeitsleben verändert.
Das Home Office – in 2019 noch eher als „ok, Sie nehmen sich also einen halben Tag frei“ – Phänomen belächelt, avanciert zum defacto-Standard der Bürowelt. Und wenn man auch in die Unternehmensfeedbacks hineinguckt: Die Produktivität scheint über die Gesamtheit nicht abzunehmen – und selbst dieser Zustand lässt sich sicherlich über die Zeit weiter optimieren.
Was aber auch nach dieser Akutphase 2020 klar werden wird – also pessimistisch formuliert, zwischen zwei pandemischen Zuständen – ist, dass das Homeoffice mindestens in einer hybriden Version ein alltägliches Massenphänomen wird. Alles deutet aktuell darauf hin.
Home Office als Killer-Anwendung?
Dies hätte, wenn es denn so kommt, viele Konsequenzen: Zum einen wäre es die „Killer-Anwendung“ für wirkliche Breitbandnutzung. Solche Killer-Anwendungen werden im Infrastrukturbereich gerne gesucht, wenn es um die Daseinsberechtigung von neuen Netzen und Möglichkeiten geht (z.B. war die „Killer-Anwendung“ des frühen Internets in Deutschland das Online-Banking – später bei LTE das Videostreaming). Rückblickend wird man vielleicht sagen, dass die breite Nutzung von Home Office der Durchbruch von Gigbitnetzen in Deutschland war.
Aber auch die Tatsache, dass eine weniger häufige Präsenz im Büro immense Auswirkungen auf den Verkehr haben wird. Die Städte verstopfen nicht mehr mit Individualverkehr und auch die ÖPNV Berechnungen müssen nicht 1:1 die täglichen Pendler aus den Autos übernehmen womit sie kalkulatorisch wie auch faktisch sicherlich heillos überfordert wären. Frage: Wie bringt man 350.000 Menschen „punkt“ 8:30 Uhr nach Köln (Berufseinpendler), wenn kein privates Auto mehr fahren würde? – Horror!
Wohnen, wo wir wollen?
Man könnte hier zu dem Schluss kommen: Die Menschen können wohnen, wo sie wollen und ganz woanders ihren Arbeitgeber haben – man muss nicht mehr in die Nähe des Arbeitgebers ziehen und/oder sich stundenlange Pendlerstrecken antun. Oder aber man kann (wenn es die persönliche Vorliebe ist) ins ländliche Umland siedeln – und damit eine neue Freiheit erleben, quasi Glasfaser mit Ausblick.
Das bedeutet aber in letzter Konsequenz, dass viele Fachkräfte mit ihren Familien neue Optionen bekommen, nämlich auch aus den dicht besiedelten Gebieten in das „freiere“ (und günstigere) Umland zu ziehen, ohne einen gut bezahlten Job zu verlieren.
Dies ist Wasser auf die Mühlen der Aussagen von nextMG, dass es zwingend erforderlich ist, zeitnah im gesamten Stadtgebiet und an jeder Adresse in Mönchengladbach gigabitfähige – und damit Glasfaser – Netzwerke zu installieren. Es ist eine Gewissheit, dass Tiefbaumaßnahmen, selbst bei bestem Willen und Geldmitteln in der Stadt, Jahre brauchen werden, um diesem Ziel nahe zu kommen.
Es gibt daher keine Zeit zu verlieren, um hier strukturiert, planvoll und nachhaltig eine Umsetzung zu starten, die zum Ziel hat, bis Ende des Jahrzehnts in ganz Mönchengladbach Glasfaseranschlüsse an jeder Adresse zu haben!
Dies ist kein Selbstzweck, sondern die Absicht in der Stadt Mönchengladbach für alle eine Chance in einer sich digitalisierenden Gesellschaft zu bieten – den Schüler*innen ebenso, wie den Start-Ups, den Umschülern, hinzuziehenden Unternehmen und den neu anzusiedelnden Fachkräften und ihren Familien.